IDENTITÄT
– BEGEGNUNG – KOOPERATION
Person–/Klientenzentrierte Psychotherapie und Beratung an der Jahrhundertwende
Köln (GwG Verlag) 2002
ISBN 3-926842-35-0
540 Seiten, div. Abb., 35,90 EUR
25,90
EUR
Cover Kurzbeschreibung Rezensionen Stichwörter AutorInnen Die Beiträge (Inhalt) Das Vorwort Abstracts Peter F. Schmid, dt. & engl. Das Jubiläums-Symposium in Salzburg 2000
REZENSION Die Artikel bieten schon wegen der übergreifenden Mitarbeit der Vereinigungen der drei deutschsprachigen Länder einen guten Einblick in den derzeitigen Stand der Entwicklung unseres Ansatzes sowie in die unterschiedlichen Orientierungen und Perspektiven. Die Beiträge in diesem Buch sind breit gestreut und beziehen sich sowohl auf die gesellschaftspolitische Herausforderung des Ansatzes wie auch auf die konzeptuelle Ebene und die verschiedenen Anwendungsbereiche. Die Arbeiten von Marietta Winkler und Peter F. Schmid zur Person als Frau und Mann stellen eine Art Resümee aus einem Workshop beim Salzburger Symposium dar. Wie einleitend vorsichtig festgestellt wird, ist dieses Thema innerhalb unseres Ansatzes „nicht gerade überbelichtet“, hat doch Rogers stets geschlechtsneutral von der „Person“ oder dem „Individuum“ gesprochen und damit eher das Gemeinsame betont. Inzwischen können wir, wie die Autoren feststellen, nicht mehr hinter die Diskussion der Frauenbewegung und die entsprechenden sozio-ökonomischen Un-tersuchungen zurückgehen und die unterschiedlichen Rollenbilder von Frau und Mann sowie ihre ungleichen Sozialisations- und Lebensbedingungen in einer nach wie vor patriarchalischen Gesell-schaft ignorieren. Inzwischen sind Arbeiten zu diesem Thema eines „Zwei-Geschlechter-/Ein-Werte-Systems“ im Person-/Klientenzentrierten Ansatz nach wie vor spärlich und insofern ist es vor allem Winkler zu danken, dass sie sich in ihrer Arbeit konsequent mit dieser Problematik auseinandersetzt, auch wenn sie damit auf geteilte Zustimmung stößt, wie sie feststellt. Peter F. Schmid stellt in seinem Beitrag die grundsätzliche Frage: Was ist personzentriert? Es geht dabei um Identität, Integrität, Integration und Abgrenzung des personzentrierten Ansatzes, um die Bestimmung der Kriterien und Voraussetzungen für die Zugehörigkeit. Er tritt für Profil und Identität ein sowie gegen Beliebigkeit, aber auch für den Dialog mit den anderen Positionen, um die Unterschiede zu klären und nicht zu verwischen. Für Schmid ist die Grundsatzentscheidung für Psychotherapie insgesamt sowie insbesondere für diesen Ansatz vor allem eine ethische Frage; eine Frage des sich in An-spruch nehmen lassen und der Ver-Antwort-ung. Dabei ist die systematische Erfahrung und Reflexion therapeutischen Handelns entscheidend, um verantwortungsvoll auf das Angesprochen-Werden antworten zu können. Er geht davon aus, dass die von Rogers formulierten Bedingungen für eine Persönlichkeitsveränderung nicht nur notwendig sondern auch hinreichend sind, d.h. keiner Ergänzung bedürfen und er bezieht dabei eine Gegenposition zu Keil: „Die grundlegenden Positionen von Rogers sind weder überholt noch von anderen Ansätzen her ergänzungsbedürftig; sie sind in ihrer Radikalität, ihrem tiefen Humanismus und ihrem kritischen Potential noch nicht einmal eingeholt und ausgeleuchtet“. Schmid gibt eine Standortbestimmung des personzentrierten Ansatzes bezogen auf die wesentlichen Bereiche wie Ethik, Anthropologie, Persönlichkeits- und Therapietheorie usw. Diese fundamentalen philosophischen Annahmen und Forderungen bedürfen allerdings der Vermittlung mit empirisch psychologischen Konzepten, um sie für die Störungslehre und für die Therapietheorie fruchtbar zu machen und sind nicht einfach eins zu eins übertragbar. Auch in dieser Publikation der Symposiumsbeiträge von Salzburg kommen die unterschiedlichen Strömungen und Orientierungen innerhalb unseres Ansatzes zum Ausdruck sowie die Problematik der Integration bzw. Abgrenzung – oder, wie es im Titel heißt der „Identität, Begegnung, Kooperation“ - die sich u.a. auch in der Diskussion um einen gemeinsamen Namen manifestiert. Meist wird als Kriterium für die Zugehörigkeit zur Person-/Klientenzentrierten Psychotherapie die Übereinstimmung von Konzepten praktischer Arbeit mit dem Menschenbild und den ethischen Grundsätzen gefordert. Allerdings ist Rogers selbst dabei ein unzuverlässiger Zeuge, da er seine Begriffe und Konzepte immer wieder modifiziert und ihnen unterschiedliche Bedeutungen unterlegt hat; er kann daher nicht einfach „beim Wort genommen“ werden, ohne den jeweiligen Kontext zu berücksichtigen. Zum Teil beruhen die Missverständnisse auch darauf, dass ethische oder philosophisch-anthropologische Grundannahmen, wie etwa die Aktualisierungstendenz, als wesentliches Bestimmungsstück unseres Menschenbildes, unmittelbar auf den Bereich psychologischer Konzepte, wie der Persönlichkeitstheorie oder der Krankheitslehre übertragen werden. Geht es in der Anthropologie um Grundsätze oder „basic beliefs“, die postuliert werden als gemeinsame Grundorientierung, so sind psychologische Konzepte einerseits aus diesen Grundannahmen abzuleiten, sie haben sich aber andererseits auch im Rahmen empirischer Befunde der Psychologie und anderer benachbarter Wissenschaften zu bewähren. Eine Aktualisierungstendenz, die die im Organismus angelegte Potentiale, gleichsam als das „wahre“ oder „organismische Selbst“ verwirklichen soll, kann heute im Rahmen der Entwicklungstheorie nicht mehr unabhängig von den geschichtlichen Erfahrungen des Individuums, gleichsam ahistorisch bestimmt werden. Um die Diskussion über Identität und Integration von neuen Strömungen unseres Ansatzes auf eine andere Basis zu stellen, ist es meines Erachtens notwendig, neben den epistemologischen Fragen die anthropologischen Grundannahmen und insbesondere die Ableitungs- und Implikationsregeln bei der Entwicklung der psychologischen Konzepte zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Es ist daher zu hoffen, dass die Ansätze, wie sie u.a. in der vorliegenden Publikation zur Darstellung kommen, weiterverfolgt werden und dies auch bei der Diskussion der theoretischen Konzepte zu Begegnung und Ko-operation führt, was bisher vielfach zu kurz gekommen ist. Es gibt heute keine einheitliche Personzentrierte Psychotherapie, aber es sollte, in Anlehnung an eine Formulierung von Habermas über die Philosophie, einen personzentrierten Diskurs der Moderne geben. Hermann Spielhofer, PERSON 2002
A review of an anthology with more than 500 pages and almost 30 contributions cannot duly reflect on all articles. I pick out some that I consider as essential for the current discourse of PCT. In the opening chapter, “Growth, Encounter, Incongruence” J. Finke emphasizes that the identity of a method is mainly characterized by its theories of disorders and therapy. Finke asks the fundamental question about the "nature of human being" so far ignored due to its conception, mixing humanistic terms and natural scientific oncepts,. The second part discusses positions of the PCA regarding current social issues. J. Kriz’ concern is the preservation of central points of the PCT’s humanistic values as opposed to the primacy of profitability and efficiency found in present social and ideological trends. He tries to use systems theory to provide a basis for the concepts of the actualizing tendency and growth out of the systems. However fruitful the systemic approach might be for discussions in the field of philosophy of science - Kriz contributes essentially to this - the danger of encouraging Rogers’ “biologistic self-misunderstanding” must not be overlooked. J. Pennauer attempts to describe the change of syntagm in the understanding of illness but fails to correctly discern between different ways of approaching the subject in different theories built upon different images of the human being and constructions of reality and using different methods of research – a problem often to be found in person-centered literature. M. Winkler and P. F. Schmid emphasize in „Person as Woman and Man” that, although Rogers talked neutrally about “the person”, nowadays we must not fall behind the analyses of feminist scholars and the respective social and economic research by ignoring the unequal conditions of socialization in a still patriarchal society. Since person-centered works about the “two gender/one value system” are still rare, it is consequently a merit particularly of Winkler to deal with this problem although, as she writes, she meets with only partial approval within person-centered therapy. The third part portrays developments within the person-centered conceptual system. In an interesting article, K. Heinerth differentiates between blocked and distorted symbolizations in the development of the self concept leading to a differential comprehension of personality and neurotic disorders and respective ways of dealing with them. This article provides an important contribution for the understanding of the development of the self structure and shows the impact of language on the contents and the structures of the self – depending on which experiences are communicated and which are excommunicated. According to Wittgenstein, “The boundaries of my language are the boundaries of my world.” W. Keil deals with the importance of methods and techniques in CCT. I agree with him that “a fundamental methodical competence” is a prerequisite for carrying out professional therapy. But Keil’s intention in therapy is to intensify the therapeutic contact in order to reach the necessary depth of experiencing. It remains open what this means and why it can be reached through giving the client orientating information through an experiential process rather than through the realization of a facilitative relationship. In any case, the question of the extent to which the experiential procedure of Gendlin can still be regarded as person-centered remains open. This must be discussed referring to anthropological and ethical foundations and not on the level of personal assessments or ideological viewpoints. Otherwise, psychotherapy risks losing its emancipatory claim and degenerates to mere technique. „What is person-centered?“ is the fundamental question of P. F. Schmid’s contribution about identity criteria. He takes a stand for a specific profile and identity and against an “anything goes” position in order to reveal and clarify the differences, but also for dialogue with other positions. According to Schmid, the fundamental decision for psychotherapy in general, and for PCT in particular, is an ethical one, a question of being called and addressed by a person in need. Systematic experience and reflection on therapeutic action is crucial to answer to the call of the client out of response-ability to the call of the client. Since the Rogerian conditions are not only necessary but also sufficient, they need no supplementation – a counter-position to Keil: „Rogers’ fundamental positions are neither outdated nor must they be supplemented by other approaches; in their radical claim, deep humanism and critical potential they have not yet been caught up with“. Schmid presents a survey of the PCA in respect to its essential fields, such as ethics, anthropology, personality and therapy theory, etc. However, these fundamental philosophical assumptions require communication with empirical psychological concepts in order to make them fruitful for the theories of disorders and therapy. The subject of the fourth part, “Being Person-Centered”, is being present in the therapeutic relationship. E. Ederer and H. Gruber present a speculative model reaching into spiritual dimensions. M. Gutberlet emphasizes that congruence – to be understood as an experience in the here and now – is the most important “tool” of PCT. In the fifth and sixth part areas of person-centered therapy and counseling practice are illustrated. U. Binder discusses empathy with severely disturbed persons describing it as a “prosocial, emotional-affective system of perception and valuing” as opposed to mere cognitive social perspective taking. E. Zinschitz writes about empathy with mentally handicapped persons emphasizing the importance of knowledge about the respective handicap. G.-W. Speierer presents research about the experiencing of clients in the initial phase of treatment. Since Speierer claims that findings based on quantitative-empirical (and therefore reductionistic) concepts are crucial for the validation of person-centered personality theory and the success in therapeutic practice, one must impute a positivistic understanding of science and a dismissal of discussions in the field of philosophy of science. H. Doppelhofer and L. Korbei deal with the inclusion of bodily interventions into PCT. Both plea for a holistic view. H. Doppelhofer and L. Korbei deal with the inclusion of bodily interventions into PCT. Each makes a plea for a holistic view. Doppelhofer stresses that the body is always included anyway, represented in the self. Hence it is hard to understand when he emphasizes that the whole person is addressed “only after including the body into practice”. I regard “body techniques” as very active and thus necessarily manipulative forms of intervention going beyond a phenomenologic-hermeneutic approach of understanding the client. Thus, for professional and ethical reasons, not only “enhanced sensitivity” (Korbei) is required but also profound methodological reflection. The use of any “additional technique” should not only depend on the intuition or the mood oal reflection out of f the therapist. Indeed, in this volume the diverse orientations within our approach and the problem of integration or differentiation are expressed and discussed. Often, congruence of concepts for practical work with the image of the human being and the ethical principles is demanded as a criterion for affiliation. This frequently neglects the fact that ethical or philosophical-anthropological principles or basic beliefs (like the actualizing tendency) cannot readily be translated into psychological concepts (like the theories of personality and disorders). Psychological concepts must be derived from the principles but also must prove their worth in empirical research. To broaden the basis for our identity and the integration of new trends into our approach a further development of its anthropological principles, particularly derivation and implication rules, is necessary. I hope that attempts like those presented in this book will be pursued further, leading to encounter and co-operation also in the discussion of theoretical concepts. There is no uniform PCT today, but, as Habermas said about philosophy, there should be a person-centered discourse about the modern age. Hermann Spielhofer, ÖGwG, Vienna |
Identität personzentrierter Ansätze, Entwicklungen, gesellschaftspolitischer Diskurs, Gesundheitspolitik, Arbeitswelt, Geschlechterfragen, Gesundheit, Körper, Praxis, Beratung, Supervision, internationale Kooperation, Jubiläumssymposium 2000 von APG, GwG, ÖGwG und SGGT in Salzburg, Einzelthemen
Forum/APG:
Harald Doppelhofer • Sylvia Gaul • Brigitte
Macke-Bruck • Barbara Reisel
IPS der APG: Renata Fuchs • Christian Korunka
• Josef Pennauer • Peter F. Schmid (3) • Marietta
Winkler
GwG: Ute Binder • Jobst Finke • Klaus
Heinerth • Curd M. Hockel • Jürgen Kriz • Reinhold Schmitz-Schretzmair
• Gert-W. Speierer • Reinhard Tausch
ÖGwG: Elfriede M. Ederer • Hiltrud J.
Gruber • Wolfgang W. Keil • Sonja Kinigader
• Lore Korbei • Joachim Sauer • Helmut
Schwanzar • Elisabeth Zinschitz
SGGT: Charlotte Gröflin-Buitink • Rainer
Bürki • Michael Gutberlet • Ruth Hobi
Teil
I
Identität – Begegnung – Kooperation
Jobst Finke, Wachstum, Begegnung, Inkongruenz. Konzepte und Entwicklungstendenzen der Personenzentrierten Psychotherapie zum Beginn des 21. Jahrhunderts
Teil
II
Positionen des Personzentrierten Ansatzes im
aktuellen gesellschaftlichen Diskurs
Jürgen
Kriz, Was
kann „personzentriert“ am Beginn des 21.
Jahrhunderts bedeuten?
Josef Pennauer, Entwicklung von Gesundheit.
Zu einem personzentrierten Begriff von Krankheit
und Gesundheit
Peter F.
Schmid und
Marietta
Winkler, Die
Person als Frau und Mann.
Zur
Geschlechterdifferenz in Personzentrierter
Therapie und Beratung
– Marietta
Winkler, Das
Private ist politisch. Personzentrierte
Feministische Therapie
–
Peter
F. Schmid, Neue
Manns-Bilder? Personzentrierte Heraus–Forderungen zu einem
Dialog der Geschlechter
Teil
III
Entwicklungen innerhalb der personzentrierten
Konzepte
Rainer
Bürki und Ruth Hobi, Kein Apfel fällt
vom selben Baum. Zu
einer systemzentrierten Geschprächspsychotherapie
Charlotte Gröflin-Buitink, Erleben –
Benennen – Reflektieren. Theorie
und Praxis – ihre fruchtbare Wechselwirkung in
der Personzentrierten Psychotherapie
Klaus Heinerth, Versperrte und verzerrte
Symbolisierungen. Zum
differentiellen Verständnis von Persönlichkeits-
und neurotischen Störungen in Theorie und Praxis
Wolfgang W. Keil, Methoden und Techniken in
der Klientenzentrierten Therapie.
Peter
F. Schmid, Was ist personzentriert? Zur Frage von Identität, Integrität, Integration
und Abgrenzung
Teil
IV
Personzentriert-Sein
Sylvia
Gaul und Brigitte Macke-Bruck, Gedanken
zum Anspruch „Gegen-wärtig zu Sein“. Die
Vielfalt der Modelle in der Personzentrierten
Psychotherapie aus der Sicht von zwei
Praktikerinnen
Elfriede M. Ederer und Hiltrud J. Gruber, Therapeutische
Präsenz und ihre prozessuale Entfaltung im
dynamischen Beziehungsfeld: Vorstellung
eines Modells und seiner methodisch-didaktischen
Umsetzung
Michael Gutberlet, On
Becoming Congruent. Kurzer
Workshop zu einer lebenslangen Aufgabe
Teil
V
Bereiche klientenzentrierter therapeutischer Praxis
Ute
Binder, Empathie
in Bezug auf die Behandlung von Menschen mit
schweren Störungen
Gert-W.
Speierer, Das Erleben von GesprächspsychotherapiepatientInnen
bei Behandlungsbeginn: Ressourcen,
Belastungen, Einschränkungen und andere Symptome.
Eine
Untersuchung mit dem Regensburger Inkongruenz
Analyse Inventar (RIAI)
Reinhard Tausch, Fortschritte
in der Praxis der Gesprächspsychotherapie
Elisabeth Zinschitz, Das scheinbar Unverständliche
verstehen. Empathie
in der psychotherapeutischen Arbeit bei Menschen
mit einer geistigen Behinderung
Curt Michael Hockel, Kindeswohl – ein
Konzept, das Entwicklung von Identität, Kompetenz
für Begegnung und Maßstäbe für
(personzentrierte) Kooperation integriert
Barbara Reisel, Wenn
die Erfahrung zum Feind wird – Zum
Verständnis kindlicher Verhaltensauffälligkeiten
im Personzentrierten Ansatz
Harald Doppelhofer, Personzentrierte
Psychotherapie und Körper
Lore Korbei, Einige
Überlegungen zu Körper und Sprache in der
Klientenzentrierten Psychotherapie
Teil
VI
Personzentrierte Beratung, Begleitung und
Supervision
Renata
Fuchs, Arbeit
und Psyche. Eine Auseinandersetzung über
Bedingungen und Möglichkeiten Personzentrierter
Beratung und Psychotherapie bei Arbeitslosigkeit
Sonja Kinigadner, Personorientierte
Beratung und Begleitung. Weiterentwicklung
der Klientenzentrierten Gesprächsführung
Joachim Sauer und Christian Korunka, Zur
Bedeutung des Personzentrierten Ansatzes in der
Supervision. Eine
empirische Bestandsaufnahme in Österreich
Helmut Schwanzar, Empathie
als Veränderungskonzept und Erkenntnististrument
in der Supervision
DAS VORWORT
Identität – Begegnung — Kooperation
Das vorliegende Buch dokumentiert eine Premiere: Vom 25. bis 27. Februar 2000 fand anlässlich mehrerer Verbandsjubiläen — 30 Jahre GwG, 25 Jahre ÖGwG, 20 Jahre APG und 20 Jahre SGGT — ein gemeinsames Symposium in den Räumen der Alten Universität in Salzburg statt. Es trug denselben programmatischen Titel wie das vorliegende Buch.
Wie es sich für ein solches Fest gehört, wurde es auf den verschiedensten Ebenen begangen, auf der wissenschaftlichen, kulturellen, gesellschaftlichen, politischen, repräsentativen und, last but not least, persönlichen Ebene. Die Begegnung der Personen und Vereine fand ihren gesellschaftlichen Höhepunkt bei einem repräsentativen Festakt mit Mozart-Dinner und klassischer Musik im Barocksaal des Stiftes St. Peter, bei dem neben Festansprachen und Ehrungen auch die Gründungsgeschichte der Vereinigungen nicht ohne selbstironischen Humor wachgerufen wurde. Ein feierlicher Empfang beim Landeshauptmann in der historischen Salzburger Residenz einerseits, ein berufspolitischer Beitrag des Präsidenten des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie[1] andererseits bildeten den politischen Rahmen. Der Stellenwert der Kunst im Personzentrierten Ansatz kam durch die Ausstellung von Werner Wascher unter dem Titel „Process Art – innere und äußere Bilder eines personzentrierten Prozesses“ und bei deren Vernissage deutlich zum Ausdruck.[2]
Dieser Band — selbst eine Premiere, weil erstmals Vertreterinnen und Vertreter person- bzw. klientenzentrierter Vereinigungen in den drei Ländern zusammen ein Buch herausgeben — trägt mit seinen Beiträgen zur Ergebnissicherung der fachlichen Arbeiten am Symposium bei und zeigt solcherart Perspektiven für die nähere Zukunft der Zusammenarbeit im deutschen Sprachraum und darüber hinaus sowie für die Entwicklung des Personzentrierten Ansatzes insgesamt auf.
Identität
Die Beiträge beim Salzburger Kongress sind aus einer vorgängig gewachsenen Identität heraus entstanden — daran kann kein Zweifel bestehen, feierte man doch Bestandsjubiläen langer Zeiträume, wobei den formellen Vereinsgründungen zum Teil noch Vorläuferorganisationen bzw. Gründungsinitiativen vorausgegangen waren.[3] Nach mehr als dreißig Jahren Geschichte im deutschsprachigen Raum stellen sich die Ansätze, die sich auf Carl Rogers berufen, als vielgestaltige und vielschichtige Zugänge zum Menschen in seiner Mit– und Umwelt mit einem interdisziplinären und multiprofessionellen Anspruch dar.
Die gewachsenen Unterschiede in Verständnis, Schwerpunktsetzung und Terminologie reichen dabei vom Prinzipiellen bis in Details — zwischen den Ländern und den Vereinigungen, aber auch innerhalb derselben. Dies wurde unter anderem beim Panel der Verbände[4] zum Thema „Aktuelle inhaltliche und politische Herausforderungen personzentrierter Arbeit“ deutlich. So ist es innerhalb der Theorie und Praxis, die sich von Rogers herleitet, einerseits zu einer Fülle einander ergänzender Sichtweisen und Handlungsansätze gekommen, andererseits zu neben- und auch gegeneinander entwickelten Auffassungen, Verwirklichungen und Identitäten. Deshalb kann, genau genommen, eigentlich nur im Plural von person– bzw. klientenzentrierten Ansätzen die Rede sein.
Immer wieder wurde im Zuge des Symposiums, besonders auch in den Plenumsveranstaltungen, deutlich, dass dem Ansatz als solchem Identität Not tut, will er identifizierbar sein, und dass Identität nicht durch Beliebigkeit gewonnen wird, sondern sachliche Auseinandersetzung und Abgrenzung erfordert — eine Aufgabe, die am besten durch Herausarbeiten des Eigenen und Unverwechselbaren bewältigt werden kann. Die Jubiläumstagung hat dabei unzweifelhaft wichtige Fortschritte auf dem Weg der Identifizierung, Vernetzung und Professionalisierung gebracht.
Begegnung
Bei der Begegnung zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern und den Vereinigungen fand auch der angestrebte wissenschaftliche und praktische Austausch zum State of the Art personzentrierter Arbeit statt.
Die Vielfältigkeit der dabei vorgestellten Zugänge ist auch in diesem Band zu finden. Die Themen, die die Verfasserinnen und Verfasser jeweils selbst gewählt haben, bieten ein plurales, buntes, zum Teil auch widersprüchliches Bild von Inhalten und Ansätzen. Die Autorinnen und Autoren hatten auch bei der Abfassung ihrer Beiträge völlig freie Hand in der Gestaltung. Die Herausgeberinnen und Herausgeber dieses Bandes — sie sind mit den Organisatorinnen und Organisatoren der Tagung[5] zum Großteil identisch — übernahmen jeweils die Auswahl und Bearbeitung der Beiträge für ihre eigene Gruppierung.[6] Nachdem lange vielfach „nebeneinander“ gearbeitet und publiziert wurde, könnte damit ein erster Anfang gemacht sein, den Dialog zwischen den verschiedenen Orientierungen in Gang zu bringen.
Die Breite der Beiträge ermöglicht einen guten Einblick in zahlreiche Felder von Theorie und Praxeologie der Personzentrierten bzw. Klientenzentrierten Psychotherapie und verwandter Felder des Personzentrierten Ansatzes, wie sie sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts darstellen. Für die künftige Arbeit und Zusammenarbeit hilfreich erschienen dabei die von Jobst Finke in seinem Eröffnungsreferat[7] angeführten Gesichtspunkte, die auch Anregungen dafür boten, an welchen Einseitigkeiten und Defiziten die verschiedenen Orientierungen innerhalb des Ansatzes mit ihrer Theorie- und Praxisentwicklung sowie Forschung ansetzen könnten.
Nach Salzburg gibt es wohl keinen Schritt mehr hinter die Zusammenarbeit zurück. Beim Abschluss-Plenum[8] zu „Ergebnissen und Zukunftsperspektiven“ galt als unbestrittenes Fazit, dass es notwendig ist, gemeinsam und länderübergreifend den Personzentrierten Ansatz in Psychotherapie, Beratung und auf anderen Gebieten selbstbewusst, offensiv und politisch wirksam zu vertreten und zu vermarkten. Unter anderem wurden die folgenden Dimensionen in Salzburg deutlich und beim Abschluss-Panel betont. Sie sind teilweise bereits auf dem Weg zu ihrer Umsetzung.
• Ebenso wie Kooperation vonnöten ist, ist es wichtig, die inhaltlichen Unterschiede klar herauszuarbeiten und darüber in den Dialog zu treten, statt sie zu verwischen oder zu ignorieren.
• Gesundheitspolitisch erscheint die internationale Zusammenarbeit im deutschen Sprachraum — bei aller Unterschiedlichkeit der Voraussetzungen in den Ländern und Regionen — wichtiger denn je, wobei hier in den beiden kleineren Ländern Standards erreicht worden sind, deren konsequente Verwirklichung in Deutschland noch aussteht. Die für die Erreichung dieses Ziels nötige länder- und vereinsübergreifende Solidarität liegt im Interesse aller.
• Dasselbe gilt für die weiterreichende internationale Zusammenarbeit, etwa auf europäischer Ebene im Network of European Associations for Person-Centred and Experiential Psychotherapy and Counselling (NEAPCEPC) wie auf Weltebene in der World Association for Person-Centered and Experiential Psychotherapy and Counseling (WAPCEPC). In beiden Verbänden sind ja die in Salzburg vertretenen Gesellschaften, zum Teil als Gründungsmitglieder, vertreten. Hier kommt es zu der überfälligen internationalen Vernetzung, die in Überwindung der ursprünglichen Abwehr gegen allzu viel Organisation und Institutionalisierung, welche kreativitätshemmend und dogmatisierend wirkt, nun schon auf mehreren Ebenen zu einem vernünftigen Maß an Balance zwischen Kooperation und Eigenständigkeit geführt hat. Dass dabei auch manche verengte Sicht aus dem eigenen Verein aufgebrochen wird, mag manchmal schmerzen, ist aber im Zuge der europäischen Entwicklung und der Globalisierung unabdingbar.
• Besonders der Austausch zwischen dem angloamerikanischen und dem deutschen Sprachraum ist als entscheidend für eine fruchtbare Weiterentwicklung des Paradigmas anzusehen. Aufgabe der deutschsprachigen Autorinnen und Autoren dabei muss es sein, auch selbst — u.a. durch Publikationen und Teilnahmen an Kongressen usw. — dafür Sorge zu tragen, dass ihre Arbeit weltweit rezipiert werden kann.
• Wichtig erscheint auch die prominente Präsenz auf dem deutschsprachigen Zeitschriftensektor, besonders auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Hier ist eine gemeinsamen Fachzeitschrift von Österreich, der Schweiz und der deutschen ÄGG im Sinne einer länderübergreifenden Plattform für den Personzentrierten Ansatz mittlerweile entstanden; eine gesamtdeutschsprachige Zeitschrift wurde als wünschenswert angesehen.
• Auch auf dem Gebiet der Kommunikation nach außen ist noch einiges zu leisten. Das Image der Personzentrierten Beratung und Therapie bedarf teilweise einer beträchtlichen Korrektur, wo es durch Verharmlosung oder Verwässerung gelitten hat. Rogers selbst hat für die Public Relations seines Zugangs zum leidenden und lernenden Menschen eine beträchtliche Imagekampagne unternommen: von Vortragsreisen und populären Büchern bis zu Filmen und Videobändern. Bedenkt man, dass er für den Film „Journey into Self“ sogar einen Oskar bekommen hat, so darf dies durchaus als Ansporn gesehen werden, falsche Bescheidenheit zu überwinden.
• In Salzburg wurde auch mehrfach hervorgehoben, dass der Zustand, mehrere Bezeichnungen für diese Orientierung zu verwenden und in der Öffentlichkeit zu verbreiten (Gesprächspsychotherapie, rogerianisch, klientenzentriert, personzentriert), die zudem teils missverstanden werden, nicht gerade förderlich ist und dringend überwunden werden sollte. (Freilich müsste auch da mancher und manche traditionell Liebgewordenes aufgeben.)
• Die Bedeutung des Gesprächs mit anderen psychotherapeutischen Ansätzen wurde mehrfach betont, welche allmählich vom Standpunkt des „Nicht einmal Ignorierens“ zu einem Dialog mit dem Personzentrierten Ansatz kommen und ihn in seiner Eigenständigkeit achten, statt ihn bloß als allgemein gültiges Fundamentum zu sehen. Umgekehrt würde dies für den Personzentrierten Ansatz zu einem besseren Verstehen seines Eigenen beitragen und Ideen von Integration und Vermischung mit Ansätzen, die auf anderen Menschenbildern beruhen, obsolet machen. Dass der Ansatz hier nicht im Modetrend liegt und der traditionelle Humanismus heute generell eine Frag–würdige Position geworden ist, mag dabei als förderlich, weil herausfordernd, und nicht als hinderlich angesehen werden und kann die Bedeutsamkeit des Unterfangens nur unterstreichen.
• Die ethische und gesellschaftspolitische Bedeutung eines radikal an der Person in ihrer individuellen Würde ebenso wie in ihrer gesellschaftlichen Bezogenheit, an Selbstverwirklichung wie an Begegnung orientierten Ansatzes, kann auf diese Art deutlicher und stärker gefördert werden. Sie ist in der Welt des anbrechenden 21. Jahrhunderts, wenngleich zum Teil aus anderen Gründen und in anderen Kontexten, ebenso aktuell wie zu Zeiten von Carl Rogers.
Identität wurde sichtbar, Begegnung erlebt, umfassendere Kooperation hat begonnen: Die einhellige Meinung zu seinem Ende, das Jubiläumssymposium sei ein voller Erfolg gewesen, hat zu einer Reihe von Initiativen geführt und auch die Frage nach einer Folgeveranstaltung aufgeworfen. Die Artikel dieses Bandes können eine Grundlage für weitere Diskussionen über das Selbstverständnis von Ansatz, Vereinigungen und Tätigkeit sowie über Sinn und Möglichkeiten von Kooperation bilden. Die Herausgeberinnen und Herausgeber dieses Bandes danken den Autorinnen und Autoren für Ihre Beiträge und dem GwG-Verlag für die Zusammenarbeit.
Wien, im
Frühjahr 2002
Peter F. Schmid für die
Herausgeberinnen und Herausgeber
Anmerkungen
[1] Alfred Pritz, Zur berufspolitischen Situation der Psychotherapie in Europa.
[2] Beschreibungen und Kommentare zum Symposium finden sich in der Nummer 82 des Brennpunkt (2000). Eine Dokumentation des Programms, der Beiträge und Abstracts findet sich unter http://www.pfs-online.at.
[3] Literatur zu den Gründungsgeschichten: ÖGwG: Keil, Wolfgang, Geschichtliche Entwicklung und inhaltliche Ausrichtung der ÖGwG, in: PERSON 2 (1997) 111–116; APG mit den beiden Sektionen „Forum“ und „Institut für Personzentrierte Studien (IPS)“: Schmid, Peter F., Die Arbeitsgemeinschaft Personenzentrierte Psychotherapie, Gesprächsführung und Supervision (APG) – Vereinigung für Beratung, Therapie und Gruppenarbeit. Geschichte, Entwicklungen, Zielsetzungen in PERSON 2 (1997) 97-110): SGGT: Informationen erhältlich im Sekretariat SGGT/SPCP, Josefstrasse 79, CH-8005 Zürich. Tel: +41 1 2717170. Weitere aktuelle Informationen zu den Verbänden finden sich auf den Homepages: www.gwg-ev.org; members.magnet.at/oegwg; www.apg-forum.at; www.ips-online.at und www.sggt-spcp.ch.
[4] An diesem beteiligten sich Anna Auckenthaler und Helga Kühn-Mengel (GwG), Hiltrud Gruber und Wolfgang W. Keil (ÖGwG), Rainer Bürki und Anne Wunderle (SGGT) sowie Nora Nemeskeri (APG/Forum) und Peter Frenzel (Institut für Personzentrierte Studien der APG).
[5] Das Organisationskomitee bestand aus Paulus Wacker (GwG), Gerhard Darmann, Wolfgang Keil, Lore Korbei, Helmut Schwanzar (ÖGwG), Catherine Iseli (SGGT), Nora Nemeskeri (APG/Forum) und Peter F. Schmid (IPS der APG). Ein besonderer Dank gebührt den Kolleginnen und Kollegen vom Regionalzentrum Salzburg der ÖGwG, die die lokale Organisation des Symposiums getragen haben.
[6] Innerhalb der Abschnitte sind die Beiträge alphabetisch geordnet.
[7] Siehe die überarbeitete Fassung in diesem Band.
[8] Am Abschluss-Panel nahmen Gerhard Darmann, Catherine Iseli, Lore Korbei, Nora Nemeskeri, Peter F. Schmid und Paulus Wacker teil.
ZUSAMMENFASSUNGEN
/
ABSTRACTS
DER BEITRÄGE VON PETER F. SCHMID
Was ist personzentriert?
Zur Frage von Identität, Integrität, Integration
und Abgrenzung
Eine Vielzahl von Personen, Vereinigungen und Methoden bezeichnet sich als „person–“ oder „klientenzentriert”. Ist es möglich zu definieren, was „personzentriert“ eigentlich bedeutet? Oder ist es eine Frage der je persönlichen Einstellung bzw. der Beliebigkeit? Wo liegen die Grenzen? Lassen sich zentrale Punkte benennen? Und wenn ja, welche sind es? Ist jeder personzentriert, der das für sich in Anspruch nimmt, oder sind es nur die, die wiederholen, was bereits Rogers gesagt hat? Sind Focusing und Experienzieller Ansatz beispielsweise eine Weiterentwicklung oder eine Abweichung? Kann man Schulen kombinieren, Methoden integrieren und Techniken ergänzen? Gibt es so etwas wie ein „Über Carl Rogers Hinaus“? Oder geht es bloß um eine Exegese seiner „Heiligen Schriften“? Welche Perspektiven gibt es für die Weiterentwicklung und die künftige Bedeutung jenes Paradigmas, das einst als radikale Gegenposition zu den vorherrschenden Richtungen entwickelt wurde?
Es wird mit Nachdruck die Auffassung vertreten, dass es tatsächlich möglich ist, die „notwendigen und hinreichenden Bedingungen“ dafür zu nennen, dass eine bestimmte Einstellung und ein entsprechendes Handeln zu Recht beansprucht, personzentriert zu sein. Das Thema wird unter anderem aus anthropologischer, erkenntnistheoretischer, methodisch–technischer und politischer Sicht diskutiert. Es kann gezeigt werden, dass ein Benennen der „Grundbedingungen“ des personzentrierten Standpunktes weitreichende praktische Konsequenzen hat. Und dass sich die Fragestellung, was personzentriert ist und was nicht, grundlegend als eine (sozial)ethische Frage entpuppt.What
is person-centred?
On the issue of identity, integrity, integration
and differentiation
There are a large number of persons, organisations and methods that describe themselves as “person-“ or “client-centred”. Is it possible to define what “person-centred” actually means? Or is it a question of personal attitude and arbitrariness? Where are the boundaries? Can central points be identified? If so, what are they? Is everyone person-.centred who claims to be or are only those who repeat what Rogers has already said? Are focusing and the experiential approach, for example, a further development or a divergence? Can schools be combined, methods be integrated or techniques be supplemented? Is there anything like a “beyond Carl Rogers”? Or is an exegesis of his “Holy Scriptures” what it is all about? What prospects and perspectives are there for the further development and future significance of the paradigm once developed as a radical counter-position to the predominant orientations?
The view is put forward emphatically that it is indeed possible to specify the “necessary and sufficient” conditions for the claim that a particular viewpoint and corresponding action can rightly be designated as person-centred. The subject is discussed, amongst other things, from an anthropological, epistemological, methodical-technical and political point of view. It can be shown that specifying the “core conditions” of the person-centred standpoint has extensive practical consequences, and that the question of what is person-centred and what is not turns out to be fundamentally a (socio)ethical issue.
(mit Marietta Winkler) Die
Person als Frau und Mann
Zur
Geschlechterdifferenz in Personzentrierter
Therapie und Beratung
(with
Marietta Winkler) The person as woman and man
Gender difference in person-centred therapy and
counselling
A joint workshop by Marietta Winkler and Peter F. Schmid was held on this topic – which is not exactly overexposed in the person-centred approach – at the Salzbourg Jubilee Symposium and aroused considerable interest. Winkler and Schmid are instructors at the Academy for Counselling and Psychotherapy of the Institute for Person-Centred Studies (IPS) in Vienna, where gender issues represent one of the main emphases in the training ad further training programmes. Brief accounts of questions arising during and after the workshop are given below.
Neue
Manns-Bilder?
Personzentrierte Heraus–Forderungen zu einem
Dialog der Geschlechter
Carl Rogers betonte das Gemeinsame. Ein entscheidendes Korrektiv im Kontext seiner Zeit. Sechzig Jahre später treten auch die Unterschiede deutlich in den Blick und verlangen nach konkreten Konzepten und Handlungen: Wir sind Person als Frau und Mann. Und daher Person-zentriert als Frau und Mann. Die geschlechtsspezifischen Aspekte in therapeutischen und psychosozialen Beziehungen bereichern und differenzieren das Verständnis von personzentrierter Praxis und Theorie. Diese sind in Hinblick auf die Förderung von Individuen und Gruppen einerseits, in Hinblick auf das Verständnis von Beziehung andererseits genuin weiterzuentwickeln. Personzentrierte Erkenntnistheorie und Anthropologie verlangen nach einer Fortschreibung. Bislang vernachlässigte Themen — beispielhaft werden Sexualität und Aggression angeführt — harren der Bearbeitung. Im Prozess der Emanzipation kommt den von den Frauen „aufgescheuchten“ Männern die schwierige kairotische und kairologische Aufgabe zu, statt defensive Strategien zu kultivieren, sich der durchaus auch lustvollen Heraus-Forderung zu stellen, ein neues, bislang ungewohntes, nicht dominantes Wertsystem zu entwickeln. Die personzentrierte Theorie und Praxis kann dazu, unter anderem mit dem Empowerment-Konzept auf der Basis personaler Anthropologie, wichtige Erfahrungen und Theorien beisteuern.
New
men? – A new image of man?
Person-centred challenges to gender dialogue
Carl Rogers emphasised the common ground – a decisive corrective in the context of his time. Sixty years later the differences are also coming clearly into view, requiring precise concepts and actions: we are persons as women and men and therefore person-centred as women and men. The gender-specific aspects in therapeutic and psychosocial relationships enrich and differentiate the understanding of person-centred practice and theory. These need to be genuinely further developed with regard to facilitating individuals and groups on the one hand and with regard to the understanding of relationships on the other hand. Person-centred epistemology and anthropology need to be continuously developed. Topics neglected up to now – e.g. sexuality and aggression – are waiting to be examined. In the process of emancipation, men “disconcerted” by women have the difficult kairotic and kairologic task of facing up to what is also the enjoyable challenge of developing a new, previously unfamiliar, non-dominant system of values instead of cultivating defence strategies. Person-centred theory and practice can contribute important experiences and theories to this end, amongst other things with the empowerment concept based on personal anthropology.